Casa Grande Ruins National Monument  

Bundesstaat: Arizona
Höhe: 422 Meter ü.M.
Lage: ca. 50 Meilen südöstlich von Phoenix nahe der Kleinstadt Coolidge

Weit ab von den modernen und quirligen Großstädten Phoenix und Tucson liegt inmitten der flimmernden Hitze der Sonorawüste Südarizonas ein kleiner Park, der einen für den Südwesten recht ungewöhnlichen historischen Ruinenkomplex beherbergt. Hauptsehenswürdigkeit ist ein gewaltiger, vier Stockwerke hoher Adobe-Lehmbau aus der Zeit der Hohokam-Kultur um 1200 n.Chr., der vermutlich astronomischen Zwecken diente und heute durch ein riesiges Stahldach auf vier massiven Pfeilern vor Gewitterregen und Wüstenwinden geschützt ist. Das durch kurze Rundwege erschlossene Ruinengelände umfasst daneben auch einen ehemaligen Ballspielplatz sowie die massigen Adobewände einiger Wohn- und Vorratsräume der ehemals recht weitläufigen Siedlungsanlage. Sehenswert ist auch das von einem kleinen Wüstengarten umgebene Museum im Pueblostil mit einer exzellenten Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Hohokam-Indianer.

Wissenswertes Casa Grande Ruins

Die Hohokam Kultur

Casa Grande war einst das Zentrum einer Siedlungsgemeinschaft der Hohokam-Kultur, die zwischen 300 und 1450 in den Tälern des Salt und Gila River siedelte. Ihren Höhepunkt erreichte diese Kultur in der sogenannten klassischen Periode zwischen 1150 und 1400. In dieser Zeit waren die weiten Flussebenen gesäumt von vielen kleinen Pueblodörfern im Abstand von etwa drei Meilen. Die Menschen in diesen Dörfern betrieben auf den nahe gelegenen Feldern Ackerbau und legten dafür ein ausgeklügeltes Netz von Bewässerungskanälen an, das gemeinschaftlich unterhalten und je nach Bedarf erweitert oder ausgebessert wurde.

Neben Mais, der aufgrund des trockenheißen Klimas zweimal im Jahr geerntet werden konnte, wurden auch Bohnen, Kürbisse, Tabak, Agaven und Baumwolle angebaut. Die auf den Feldfrüchten basierende Nahrung wurde ergänzt durch die Jagd auf Maultierhirsche, Pronghorn Antilopen, Dickhornschafe, Kaninchen und Packratten, aber auch durch das Sammeln von Wildfrüchten, essbaren Kakteen, Wurzeln und Samen. Eine besondere Delikatesse waren die leuchtend roten Früchte des Saguaro-Kaktus, die jedes Jahr im Mai mit langen Stöcken geerntet und dann entweder frisch gegessen oder an der Sonne getrocknet wurden. Der Saft wurde zu Sirup und Wein verarbeitet oder zur Verzierung von Schmuck verwendet. Dafür bemalte man Muscheln mit einem Muster aus Harz und tauchte sie dann in eine Schale mit Saguaro-Fruchtsaft, dessen hoher Säuregehalt die empfindliche Muschelschale an den freigebliebenen Stellen wegätzte. Die Muscheln stammten meist von der Indianerstämmen an der Pazifikküste, mit denen die Hohokam einen regen Handel betrieben. Funde von Kupfergürteln und leuchtend bunten Federn exotischer Vögel deuten auf Handelsbeziehungen bis hinunter ins südlich gelegene Mexiko.

Ein Olla genanntes Gefäß zur Aufbewahrung von Wasser und Saguarowein

Die klassische Periode endete im 15. Jahrhundert mit einem allmählichen Niedergang der Hohokam-Kultur im gesamten Phönix Basin. 1892 wurde die festungsähnliche Ruinenanlage von Casa Grande als erstes historisches Bauwerk der USA unter den Schutz des Staates gestellt und zum National Monument erklärt.

Casa Grande

Casa Grande ist mit einer Länge von 20 Metern, einer Breite von 12 Metern und einer Höhe von vier Stockwerken bzw. 11½ Metern das größte bekannte Bauwerk aus der Zeit der Hohokam. Erbaut wurde es zwischen 1300 und 1350 n.Chr., gegen Ende der klassischen Periode der Hohokam-Kultur. Als Baumaterial benutzte man Caliche, eine Adobe-ähnliche Mischung aus Lehm, Sand und Kalk, wie sie noch heutzutage beim Bau der Pueblos verwendet wird. Mit dieser Lehmmischung, die Schicht um Schicht aufgetragen wurde und dann an der Sonne trocknete, formte man die über einen Meter dicken Außenwände des Gebäudes. Für die Stabilisierung der Zwischendecken verwendete man die Stämme von Wacholderbäumen, Kiefern und Fichten, die zum Teil über eine Entfernung von mehr als 60 Meilen auf dem Gila River flussabwärts transportiert wurden. Diese parallel liegenden Baumstämme wurden bedeckt mit einer Schicht aus Saguarorippen. Darüber kam Schilfrohr und zum Schluss eine Lage aus Caliche. Insgesamt wurden zum Bau von Casa Grande mehr als 3.000 Tonnen dieser Lehmmischung verwendet. Wissenschaftler nehmen heute an, dass das Gebäude vorwiegend astronomischen Zwecken diente. So sind beispielsweise die Außenwände exakt nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Mehrere Fensteröffnungen ermöglichten die exakte Datierung der Sommersonnenwende am 21. Juni sowie die Bestimmung weiterer wichtiger Sonnen- und Mondkonstellationen, mit denen der richtige Zeitpunkt für Aussaat und Ernte bestimmter Pflanzen festgelegt werden konnte. Die praktische Bedeutung weiterer Baumerkmale ist dagegen bis heute ein Rätsel. So erscheint beispielsweise in einer quadratischen Öffnung auf der oberen nördlichen Seite von Casa Grande alle 18½ Jahre der untergehende Mond an einem bestimmten Extrempunkt seines Kreislaufs.

Besichtigung der Casa Grande Ruins

Vom Visitor Center führt ein kurzer Rundweg zu einem schattigen Picknickplatz und von dort zum Ruinengelände mit einigen rekonstruierten Adobemauern und dem beeindruckenden Hauptgebäude von Casa Grande. Zahlreiche interessante Schautafeln rund um den mehrstöckigen Adobebau erläutern die Geschichte und die Bauweise der Anlage sowie die verschiedenen architektonischen Details und deren astronomische Bedeutung. Das Gebäude selbst kann nicht betreten werden, allerdings hat man auch von außen einen guten Blick in das Innere der einzelnen Stockwerke mit ihren Deckenkonstruktionen, Räumen, Treppen und Fensteröffnungen. Hoch oben in den Mauernischen unter dem Dach nisten unzählige Klippenschwalben, die ununterbrochen aus- und einfliegen und dabei mit lautem Gezwitscher auf sich aufmerksam machen. Für Unterhaltung sorgen auch die vielen munteren und flinken Ground Squirrels, die in dem Kakteengarten des Visitor Centers zu Hause sind und ständig zwischen ihren vielen Erdlöchern umherflitzen.

Casa Grande diente vermutlich astronomischen Zwecken

Ausgiebig Zeit lassen sollte man sich auf jeden Fall für die Besichtigung des sehr sehenswerten Museums. Es zeigt neben alten Fotos und vielen interessanten Schautafeln und Dioramen auch zahlreiche archäologische Fundstücke der ehemaligen Hohokam-Siedlung. Besonders beeindruckend ist ein sogenannter Olla, ein großes rundes Keramikgefäß von fast einem Meter Durchmesser, das zur Aufbewahrung von Wasser und Saguarowein diente. Mittels einer ausgeklügelten Verdunstungstechnik konnten diese Getränke stets kühl gehalten werden. Auf der dem Visitor Center gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes befindet sich eine kleine Aussichtsplattform, von der man den ehemaligen Ballspielplatz und weitere Ruinen der Dorfanlage überblicken kann.

Übernachtung Casa Grande Ruins

Eine breite Palette guter Motels findet man in der Stadt Casa Grande 15 Meilen südwestlich der Ruinenstätte. Einen Außenpool mit Hot Tub bietet das Holiday Inn Casa Grande. Adresse: 777 North Pinal Avenue, Casa Grande, AZ 85122, Tel. 520-426-3500. Internet: www.holidayinncasagrande.com. Das Motel besitzt auch ein eigenes Restaurant.

Campingplätze

Im Ort Casa Grande gibt es 7 große RV Parks, so dass es nicht schwierig werden dürfte, mit Wohnmobil einen Übernachtungsplatz zu bekommen. Empfehlenswert ist beispielsweise das Fiesta Grande RV Resort mit schönem Außenpool. Stellplätze für Wohnmobile und Zelte findet man 20 Meilen südlich der Casa Grande Ruins beim Picacho/Tucson NW KOA nahe der I-10.

Fiesta Grande RV Resort
1511 East Florence Boulevard, Casa Grande, Tel. 520-426-7000
Lage: westl. der I-10 nahe dem Hwy 84
Anzahl Plätze: 767 (alle mit full hookup)
Ausstattung: Duschen, Außenpool, Hot Tub, Wifi kostenlos
Öffnungszeit: ganzjährig

Picacho/Tucson NW KOA
18428 S. Picacho Hwy, Picacho, AZ 85141, Tel. 1-800-562-4186
Anzahl Plätze: 89 (50 mit full hookup), separates Zeltgebiet, Kabins
Ausstattung: Duschen, Waschmaschinen, Pool, Wifi kostenlos
Öffnungszeit: ganzjährig

Information Casa Grande Ruins

Casa Grande Ruins NM
1100 W. Ruins Drive
Coolidge, AZ 85128
Tel. (520) 723-3172
Öffnungszeit: tgl. 9 - 16.30 Uhr (von 1. Juli bis 30. September Mo/Di geschlossen)
Der Park und das Visitor Center sind tägl. von 9-17 Uhr geöffnet.

Internet: www.nps.gov/cagr/

Abstecher in die Umgebung

Gila River Arts & Crafts Center

Lage: nahe Sacaton auf dem Gebiet der Gila River Indian Reservation
Der spiralförmige Rundbau beherbergt neben einem kleinen Museum mit zahlreichen alten Fotos und einem Nachbau einer traditionellen Lehmbehausung der Pima und Maricopa Indianer auch einen Coffeshop, ein Restaurant sowie einen großen Verkaufsraum, in dem Souvenirs und eine große Auswahl an indianischem Kunsthandwerk wie Schmuck, Korbwaren und Webarbeiten zum Verkauf angeboten wird. Im Innenhof befindet sich ein kleiner Turm mit einem von schattenspendenden Bäumen umrahmten Wasserbecken. Gegenüber dem Parkplatz kann man im Großzelt der Gila River Farms sehr günstig Obst, Gemüse, Kartoffeln, Gewürze, Knoblauch und getrocknete Chilischoten erwerben. Zufahrt: I-10, Casa Blanca Interchange ( Exit 175), dann nach rechts und auf der Casa Blanca Road ca. ½ Meile nach Westen. Öffnungszeit: tgl. 8-17 Uhr